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Botticelli Bildnis, Mythos, Andacht
Botticelli
Bildnis, Mythos, Andacht




Andreas Schumacher (Hrsg.)

Hatje Cantz Verlag
EAN: 9783775724807 (ISBN: 3-7757-2480-X)
372 Seiten, 25 x 31cm, 2010

EUR 49,80
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Mit keinem anderen Künstler ist unsere Vorstellung von der Renaissance enger verbunden als mit Sandro Botticelli (1444/45-1510). Zusammen mit Leonardo, Michelangelo und Raffael gehört er zu den bedeutendsten Malern seiner Epoche. Heute fesseln den Betrachter Bilder wie die „Primavera“ und die „Ankunft der Venus“, in denen die antike Mythologie zu neuem Leben erweckt wird. Botticelli wirkte als wichtigster Porträtist seiner Heimatstadt Florenz. Er wurde aber auch Zeuge eines religiösen Dogmatismus und hat sich in seinem Spätwerk damit auseinandergesetzt. In allen Schaffensphasen hat er innovative Werke hervorgebracht: im Porträt, im Altarbild und im mythologischen Tafelgemälde, als dessen Erfinder er bis heute gilt. 50 Jahre nach seinem Tod konnte der Künstlerbiograf Giorgio Vasari wenig Gefallen an der Kunst Botticellis finden – nach 500 Jahren zählen wir seine Bilder zu den größten Schätzen der Renaissance.

Der exklusiv ausgestatte Bildband „Botticelli. Bildnis, Mythos, Andacht“ aus dem Hatje-Cantz Verlag erschien anlässlich der großen Ausstellung im Frankfurter Städel (13.11.2009-28.02.2010). Es war die erste monographische Werkschau des Malers im deutschsprachigen Raum und mit rund 367.000 Besuchern die erfolgreichste des traditionsreichen Museums. Obwohl viele Werke auf Grund ihrer Fragilität und Größe nicht verleihbar sind, war eine reiche Auswahl zusammen gekommen: Über 40 Werke Botticellis aus aller Welt, ergänzt um rund weitere 40 Arbeiten von Zeitgenossen wie die seiner Lehrer Fra Filippo Lippi und Andrea del Verocchio.
Die Ausstellung beleuchtete Botticelli als Zeichner und Maler in seiner thematischen Vielfalt. Sie widmete sich den mythologischen Darstellungen, den Madonnen-Bildern sowie dem Porträt-Maler. Zur eigenen Gemäldesammlung des Städel zählt eines der wichtigsten Botticelli-Porträts, das "Weibliche Idealbildnis". Es wurde bereits 1849 erworben, als Botticellis kunsthistorischer Rang noch umstritten war. Das monumentale Frauenportrait bildete den Ausgangspunkt der Ausstellung, ohne diesen Besitz wäre es kaum möglich gewesen, Museen in aller Welt zu ihren Leihgaben zu bewegen. Das Bildnis zeigt das Porträt der Simonetta Vespucci, von deren Anmut ganz Florenz schwärmte und die bereits mit 24 Jahren an Tuberkulose starb. Ihr Antlitz gilt als Idealtypus der späteren Frauengestalten Botticellis und durchzieht das Gesamtwerk: vollendet, anmutig und melancholisch. Ihr Porträt ist keine lebensnahe Abbildung, es ist das Idealbild einer Frau, die sich durch vollkommene Schönheit und Tugend auszeichnet. Botticellis Porträtkunst spiegelt seine Auseinandersetzung mit der Antike und zeigt auch in dieser Gattung seine Innovationskraft. Die idealisierten Gemälde bezeugen, dass er die Widersprüche seiner Zeit - Pracht und Gewalt - genau erkannt hat.

Die Botticelli-Monografie aus dem Verlagshaus Hatje Cantz ist eine hochwertige Kunstedition. Die exquisiten Reproduktionen der z.T. restaurierten Gemälde wurden auf einem besonders dicken und matten Papier gedruckt, das die Bilder in höchster Farbqualität wiedergibt. Die Tafeln zum Heiligen Zenobius, für die Ausstellung aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragen, werden im Buch mit Falttafeln als Einheit abgebildet. Die Erläuterungen des Katalogteils fassen grundlegende Informationen zu den 80 ausgestellten Werken verständlich zusammen. Vorangestellt sind sechs sachkundige Essays, die den neuesten Forschungsstand widerspiegeln. Sie hinterfragen tradierte Interpretationen und werfen neue Fragen zu Leben und Werk des Malers auf. Andreas Schumacher, Kurator der Ausstellung, gibt eine umfassende Einführung in das Werk Botticellis, Hans Körner beschäftigt sich mit der rätselhaften Simonetta Vespucci, Cristina Acidini widmet sich Botticellis mythologischen Allegorien, Lorenza Melli würdigt Botticelli als Zeichner, Volker Reinhardt setzt sich mit dem Florenz zur Zeit Botticellis auseinander. Ein umfangreiches aktuelles Literaturverzeichnis ermöglicht den Überblick über die wissenschaftliche Literatur. Die wertvolle Edition sei jedem Kunstliebenden empfohlen, der er sich, sei es genussvoll betrachtend oder wissenschaftlich ergründend, dem Werk des großen Renaissancemalers nähern möchte.

Andrea Hannemann, lbib.de

Verlagsinfo
Das offizielle Katalogbuch zum großen Ausstellungsevent im Städel Museum, Frankfurt am Main

Die anmutige Schönheit seiner Frauengestalten, die humanistische Prägung und höfische Festlichkeit seiner Malerei machen die Werke des Sandro Botticelli (um 1445–1510) zum Inbegriff der Florentiner Kunst im Goldenen Zeitalter der Medici-Herrschaft unter Lorenzo il Magnifico. Der prachtvolle Band lädt ein zu einer Reise durch den künstlerischen Kosmos eines der berühmtesten Maler und Zeichner der Renaissance. Ein Schwerpunkt gilt Botticellis meisterhaften Porträts, die den Kreis seiner Auftraggeber lebendig werden lassen. Für deren Paläste schuf er im Wettstreit mit der Antike große mythologische Gemälde und kostbare Andachtsbilder. Die Publikation führt eindrucksvoll vor Augen, welch wesentliche Impulse Botticelli der Florentiner Kunst zu geben vermochte und spürt darüber hinaus dem Ideal weiblicher Schönheit nach, das seine bezaubernden Göttinnen und Madonnen ebenso verkörpern wie das idealisierte Bildnis einer unbekannten Dame.
Inhaltsverzeichnis
Max Hollein
9 Vorwort

Andreas Schumacher
15 Der Maler Sandro Botticelli. Eine Einführung in sein Werk

Essays

Hans Körner
57 Simonetta Vespucci. Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion eines Mythos

Christina Acidini
73 Für ein blühendes Florenz. Botticellis mythologische Allegorien

Lorenza Melli
99 Botticelli als Zeichner. Seine Kopfstudien

Volker Reinhardt
111 Tyrannis oder Goldenes Zeitalter? Florenz zur Zeit Botticellis

Ulrich Rehm
131 Rufmord mit Folgen. Das Leben Botticellis nach Giorgio Vasari und die moderne Kunstgeschichtsschreibung

142 Giorgio Vasari: Das Leben des Florentiner Malers Sandro Botticelli (1568)

146 Botticelli: Daten und Fakten zur Biografie

Katalog
Gabriel Dette, Bastian Eclercy, Lorenza Melli, Anna Rühl, Andreas Schumacher

151 Bildnis
213 Mythos
253 Andacht

359 Literatur
370 Impressum
372 Abbildungsnachweis