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Bildungspsychologie
Bildungspsychologie




Christiane Spiel, Barbara Schober, Petra Wagner, Ralph Reimann (Hrsg.)

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801720810 (ISBN: 3-8017-2081-0)
457 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2010

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Bildung ist eine der zentralen Aufgaben jeder Gesellschaft. Sie ist einer der Grundpfeiler für wirtschaftliche, soziale und individuelle Entwicklung. Schulleistungsstudien wie PI5A und TIMSS haben die Notwendigkeit der Optimierung von Bildungsprozessen aufgezeigt. Die Bildungspsychologieträgt zentral dazu bei. Sie beschäftigt sich mit Bildungsprozessen sowie mit den Bedingungen und Maßnahmen, die Bildungsprozesse beeinflussen können. Dieses Buch stellt die Bildungspsychologie erstmalig umfassend vor.

Der systematische Aufbau des Buches entspricht dem Strukturmodell der Bildungspsychologie. Es umfasst die verschiedenen Phasen einer individuellen Bildungskarriere, welche die gesamte Lebens-spannefokussiert und damit Lebenslanges Lernen ins Zentrum stellt. Weiterhin berücksichtigt es die Aufgabenbereiche der Bildungspsychologie, zu denen u. a. Beratung, Prävention und Monitoring gehören, sowie die Handlungsebenen, auf denen diese Aufgaben zu leisten sind. Das Buch kombiniert systematisch Überblickskapitel mit Illustrationsbeispielen aus Forschung und/oder Praxis. Der Band wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Bildungsbereich forschen, an Studierende und Lehrende der Psychologie, Pädagogik, Soziologie und des Lehramts sowie an praktisch tätige Personen, die in Bildungseinrichtungen arbeiten oder sich allgemein mit psychologischen Aspekten des Bildungsgeschehens auseinandersetzen wollen.
Rezension
Bildungspsychologie beschäftigt sich mit Bildungsprozessen über die gesamte Bildungskarriere eines Individuums und legt damit einen Schwerpunkt auf Lebenslanges Lernen. Bildungspsychologie verortet psychologisches Handeln in dem breiten Feld von Erziehen, Lernen und Bilden. Bildungspsychologie beschäftigt sich mit allen Bildungsprozessen, die zur Entwicklung von Bildungskomponenten beitragen, sowie mit den Bedingungen, Aktivitäten und Maßnahmen, die diese Prozesse gemäß psychologischer Theorien und Modelle beeinflussen können. Bildungspsychologie beschäftigt sich u.a. mit der Bildungskarriere eines Individuums, den Aufgabenbereichen von Bildungspsychologen und den Handlungsebenen von bildungspsychologischen Aktivitäten.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Bildungspsychologie – eine Einführung
Christiane Spiel, Ralph Reimann, Petra Wagner und Barbara Schober 11

Teil I: Bildungskarriere

Bildungspsychologie des Säuglings- und Kleinkindalters
Sabine Walper und Stepanka Vavrova 23

Bindung und die Entwicklung von Sprache und Kognition als Voraussetzungen für den Bildungserwerb
Arnold Lohaus, Petra Korntheuer und Ilka Lißmann 40

Anregung von Lern- und Bildungsprozessen bei Säuglingen: Frühes Imitationslernen
Monika Knopf und Thorsten Kolling 45

Bildungspsychologie des Vorschulbereichs
Wolfgang Tietze 50

Förderung des frühen Schriftspracherwerbs im Rollenspiel
Gisela Kammermeyer 70

Prävention von Rechenproblemen im Kindergarten
Kristin Krajewski und Wolfgang Schneider 75

Bildungspsychologie des Primärbereichs
Birgit Spinath 81

Effiziente Klassenführung als Schlüsselmerkmal der Unterrichtsqualität –
ein Untersuchungsbeispiel aus der Grundschule
Andreas Helmke, Tuyet Helmke, Nora Heyne, Annette Hosenfeld,
Friedrich-Wilhelm Schrader und Wolfgang Wagner 101

Entwicklung von Lesekompetenz
Alfred Schabmann und Kathrin Klingebiel 106

Bildungspsychologie des Sekundärbereichs
Reinhard Pekrun, Anne C. Frenzel und Thomas Götz 111

Förderung der Lernmotivation mit attributionalem Feedback
Markus Dresel 131

Kompetenzen und Lernmotivation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Oliver Walter 136

Bildungspsychologie des Tertiärbereichs
Cornelia Gräsel und Heinke Röbken 140

Hochschulen und Studienfächer als differenzielle Entwicklungsmilieus
Ulrich Trautwein, Oliver Lüdtke, Gabriel Nagy, Nicole Husemann und Olaf Köller 154

Selbstorganisiertes Lernen in der kaufmännischen Erstausbildung
Detlef Sembill und Jürgen Seifried 158

Bildungspsychologie des mittleren Erwachsenenalters
Gabi Reinmann 163

Kompetenzerwerb im betrieblichen Arbeitsalltag
Christian Harteis, Hans Gruber und Monika Rehrl 183

Multimedialer Wissenserwerb
Holger Horz und Wolfgang Schnotz 188

Bildungspsychologie des höheren Erwachsenenalters
Heike Heidemeier und Ursula M. Staudinger 193

Individualisierung von Bildungsangeboten im Erwachsenenalter
Annette Brose, Florian Schmiedek und Ulman Lindenberger 210

Umgang mit Verlusten im Alter als Bildungsaufgabe: das Beispiel Makuladegeneration
Hans-Werner Wahl, Annette Kämmerer, Tanja Birk und Susanne Hickl 216

Teil II: Aufgabenbereiche

Bildungspsychologische Forschung
Albert Ziegler 223

Die LifE-Studie: 1.527 Lebensläufe vom 12. bis zum 35. Lebensjahr
Helmut Fend, Fred Berger und Urs Grob 240

Bildungsverläufe und psychosoziale Entwicklung im Jugendalter und jungen Erwachsenenalter (BIJU)
Olaf Köller, Jürgen Baumert, Kai S. Cortina und Ulrich Trautwein 245

Bildungspsychologische Beratung
Petra Buchwald 253

Beratung bei Lernstörungen mit dem „Strategischen Instruktionsmodell“ (SIM)
Matthias Grünke 265

Teamarbeit zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen: Die Rolle altersbezogener Unterschiede in der motivationalen Orientierung
Alexandra M. Freund 270

Bildungspsychologische Prävention
Andreas Beelmann 275

„WORKS“ – Ein Integrationsprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene
Joachim Petscharnig und Georg Spiel 291

Förderung sozialer Kompetenzen und Prävention aggressiven Verhaltens durch das Schulprogramm WiSK
Dagmar Strohmeier, Moira Atria und Christiane Spiel 296

Bildungspsychologische Intervention
Meike Landmann, Michaela Schmidt und Bernhard Schmitz 301

Das Lerntagebuch in der Hochschullehre: Ein hochschuldidaktischer Ansatz zur Förderung selbstgesteuerten Lernens
Matthias Nückles und Alexander Renkl 319

TALK – Trainingsprogramm zum Aufbau von Lehrkräftekompetenzen
zur Förderung von Bildungsmotivation und Lebenslangem Lernen
Monika Finsterwald, Barbara Schober, Petra Wagner, Michael Aysner, Marko Lüftenegger und Christiane Spiel 324

Bildungsmonitoring und Evaluation
Manfred Prenzel und Tina Seidel 329

Qualitätssicherung und -verbesserung an Hochschulen durch Evaluation
Sandra Mittag und Hans-Dieter Daniel 346

Leistungen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich – Die PISA Studie
Cordula Artelt und Petra Stanat 352

Teil III: Handlungsebenen

Bildungspsychologie auf der Mikroebene: Individuelle Bedingungen des Lehrens und Lernens
Detlev Leutner 359

Lernen aus Fehlern
Tina Hascher und Gerda Hagenauer 377

„Odysseus“: Beratung hochbegabter Kinder
Christoph Perleth und Ulrike Stave 382

Bildungspsychologie auf der Mesoebene: Die Betrachtung von Bildungsinstitutionen
Martin Bonsen und Wilfried Bos 388

Geschlechtergerechte Instruktion am Beispiel der Statistik-Lehre im Psychologiestudium
Bettina Hannover und Melanie Rau 406

Kennzeichen guter Lehre
Heiner Rindermann 410

Bildungspsychologie auf der Makroebene: Das Gesamtsystem im Fokus
Silke Hertel und Eckhard Klieme 416

Evaluation eines Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Andreas Krapp und Ralph Reimann 433

Politikberatung: Das Beispiel der österreichischen „Zukunftskommission“
Ferdinand Eder, Werner Specht, Günter Haider, Christiane Spiel und Manfred Wimmer 439

Die Autorinnen und Autoren des Bandes 445
Stichwortregister 453


Vorwort
Der Begriff Bildung wurde von dem mittelalterlichen Philosophen und Theologen Meister
Eckhart in die Deutsche Sprache eingeführt. Er bedeutete für ihn das „Erlernen von
Gelassenheit“ und wurde als „Gottessache“ angesehen, „damit der Mensch Gott ähnlich
werde“. Trotz seiner Bedeutungswandlungen über Zeit, Milieus und Denkrichtungen ist
der Bildungsbegriff ungebrochen aktuell. Bildung war und ist eine der zentralen Aufgaben
jeder Gesellschaft. Umso erstaunlicher ist es, dass der Bildungsbegriff nicht viel
früher von der Psychologie aufgegriffen und eine Bildungspsychologie etabliert wurde.
Die Bezeichnung Bildungspsychologie wurde zwar schon 1931 von Werner Straub in
seiner Arbeit über „Die Grundlagen einer experimentellen Bildungspsychologie“ verwendet,
der darunter eine „spezielle Psychologie des Tatbestandes Erziehung“ in „unmittelbarem
Zusammenhang mit der pädagogischen Theorie“ verstand. Danach scheint
der Begriff jedoch wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Erst im Jahr 2000 wurde ein
Lehrstuhl der Angewandten Psychologie an der Universität Wien mit der Bezeichnung
„Bildungspsychologie und Evaluation“ gegründet. Unser Bestreben war es, die Bildungspsychologie
nicht als bloßen Begriff bestehen zu lassen, sondern diesen mit Substanz
zu füllen.
Mit dem vorliegenden Buch wird die Bildungspsychologie erstmalig umfassend in Buchform
vorgestellt. Es wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im
Bildungsbereich forschen, an Lehrende und Studierende der Psychologie bzw. verwandter
Studienrichtungen, an Lehramtsstudierende aller Richtungen, an praktisch tätige Psy -
chologinnen und Psychologen sowie weitere Personen, die in Bildungseinrichtungen
arbeiten oder sich allgemein mit psychologischen Aspekten des Bildungsgeschehens
auseinandersetzen wollen. Das Buch wird auch als Einführungs- und Lehrbuch für Diplom-,
Bachelor- und Masterstudiengänge empfohlen.
Eine Besonderheit des Buches ist der systematische Aufbau, der dem Strukturmodell der
Bildungspsychologie entspricht (vgl. dazu Kapitel 1). Die Themenfelder der Bildungspsychologie
sind entlang von drei Dimensionen strukturiert, die den thematischen Rahmen
des Faches abstecken. Diese Dimensionen umfassen die verschiedenen Phasen einer individuellen
(I) Bildungskarriere, welche die gesamte Lebensspanne inkludiert und damit
Lebenslanges Lernen ins Zentrum stellt, die (II) Aufgabenbereiche der Bildungspsychologie
sowie die (III) Handlungsebenen, auf denen diese Aufgaben zu leisten sind.
Das Buch beinhaltet daher – neben dem einleitenden Kapitel, das die Bildungspsychologie
vorstellt – insgesamt 15 Themenblöcke, die den Segmenten dieses Strukturmodells
entsprechen (7 Phasen der Bildungskarriere, 5 Aufgabenbereiche, 3 Handlungsebenen).
Die Themenblöcke sind alle formal gleich aufgebaut. Zuerst wird ein allgemeiner Überblick
über das jeweilige Segment (z. B. den Vorschulbereich) gegeben, der den Stand
der Wissenschaft zusammenfasst. In diesen Überblickskapiteln werden zentrale Theorien,
Modelle und empirische Befunde sowie die praktische Bedeutsamkeit des Themas
beleuchtet. Zusätzlich wird ein Ausblick auf künftige Herausforderungen und Aufgaben
für die Bildungspsychologie gegeben. Anschließend illustrieren zwei kurze Beiträge
(Illustrationskapitel) exemplarisch bildungspsychologisches Handeln, in dem sie konkrete
Beispiele aus Forschung oder Praxis vorstellen.
Unsere Intention war es, die Illustrationsbeispiele so auszuwählen, dass möglichst eine
Gleichverteilung über die Segmente des Strukturmodells erzielt wird. Dies ist für die
„Bildungskarriere“ recht gut gelungen, weniger jedoch für die beiden anderen Dimensionen.
Hinsichtlich der Dimension „Aufgabenbereiche“ ist die Forschung häufiger vertreten,
was in Anbetracht dessen, dass fast alle Autorinnen und Autoren zumindest auch
Forschende sind, nicht verwundert. Noch deutlicher ist die Ungleichverteilung in der
Dimension „Handlungsebenen“. Die deutliche Dominanz der Mikroebene – in der es
um individuelle Bildungsprozesse geht – illustriert, dass die Bildungspsychologie die
Ebene der Institutionen wie z. B. Schulen (Mesoebene) bisher nur eingeschränkt in ihr
Tätigkeitsfeld aufgenommen hat. Noch weniger trifft dies auf die Makroebene zu, wo
es um politische Programme und strukturelle Bedingungen geht. Eine Ausweitung bildungspsychologischer
Aktivitäten auf diese beiden Handlungsebenen anzustreben ist
nicht nur im Interesse der Bildungspsychologie und ihrer Vertreterinnen und Vertreter.
Das Know-how der Bildungspsychologie kann auf beiden Ebenen wichtige Beiträge für
die Entwicklung des Bildungswesens liefern. Inwieweit dies gelingt, wird sich hoffentlich
bei einer späteren Auflage des Buches Bildungspsychologie zeigen.
Ein Buch mit Beiträgen von 45 Autorinnen- und Autorengruppen herauszugeben, bedeutet
eine beachtliche Herausforderung für alle Beteiligten. Es wurden deutlich mehr als
tausend Mails verschickt; die Anzahl der Telefonate lässt sich nicht mehr eruieren. Die
kürzeste Zeitspanne zwischen der Zusage ein Buchkapitel zu verfassen und der Einreichung
der Erstversion des Kapitels betrug 31/2 Monate, die längste Zeitspanne ziemlich
genau 4 Jahre. Allen Autorinnen und Autoren sei herzlich gedankt für ihre Beiträge und
ihr Engagement. Michaela Fasching hat als „gute Fee“ den Fortschritt des Buches laufend
dokumentiert. Katharina Derndarsky, Cosima Kaiser, Laura Brandt, Martin Söllner
und Andreas Pfaffel danken wir für vielfältige, äußerst wertvolle Unterstützung. Last
but not least danken wir Michael Vogtmeier und Susanne Weidinger vom Hogrefe Verlag
für ihre Zusammenarbeit.
Allen Leserinnen und Lesern der „Bildungspsychologie“ wünschen wir eine spannende
Lektüre und viele Anregungen für Forschung und Praxis.

Wien, im August 2009

Christiane Spiel
Barbara Schober
Petra Wagner und
Ralph Reimann