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Beerensommer
Beerensommer




Inge Barth-Grözinger

Thienemann-Esslinger
EAN: 9783522177870 (ISBN: 3-522-17787-8)
586 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2006

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mit einem Schlag ist nichts mehr, wie es war. Friedrichs Familie hat alles verloren. In die Stadtmühle müssen sie ziehen, zu den Ärmsten der Armen, die nicht einmal Schuhe für ihre Kinder haben. Der einzige Lichtblick ist Johannes, der Junge mit den merkwürdig hellen Augen. Eine enge Freundschaft wird die beiden verbinden, eine Freundschaft, die schon bald in erbitterte Feindschaft umschlägt – und sie trotzdem ihr Leben lang nicht loslassen wird ...



„Beerensommer“ – ein packender Roman, der den Leser tief in die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts hineinzieht.
Rezension
Barfuss laufen zu müssen wird für den zehnjährigen Friedrich, der bisher eine verwöhnte Kindheit genoss, zum Symbol für den bodenlosen Sturz, den der Tod des Vaters für die Familie ausgelöst hat: es bedeutet ein Leben in tiefster Armut, gemeinsam mit den anderen Bewohnern der Stadtmühle, dem Armenhaus einer Schwarzwälder Kleinstadt. Johannes, der kein anderes Leben kennt, erobert nur mühsam das Herz des Jungen, eine Beziehung entsteht, die beide ein Leben lang nicht loslassen wird, auch als ein tiefer Riss durch die Freundschaft geht und beide Wege sich zu trennen scheinen…

Das fesselnde Erzähltalent der Autorin versteht es, zwei verschiedene Handlungsstränge miteinander zu verweben: Protagonistin der Rahmenhandlung und Identifikationsfigur der jugendlichen Leserinnen und Leser ist die 19jährige Anna, die nach dem Tod der Mutter versucht, die Fäden der Vergangenheit zu finden, zu entwirren und zu einem neuen Faden zu verknüpfen, der dem eigenen Leben Wurzeln geben kann. Sie begegnet in den Tagebuchaufzeichnungen des Großvaters Johannes dessen Kindheit und Jugend zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie nimmt den Leser / die Leserin mit hinein in das damalige Erleben von Armut und Reichtum, von Not und Überfluss, von Hierarchien und Autoritäten, von neuen Erfindungen und verwirrenden Denkweisen. Geradezu „inwendig“ versteht der Leser die Beweggründe des Kommunismus und die Verquickungen der Nazidiktatur, die Bedeutung von Kunst und Natur, von Träumen und Visionen.
Die Autorin, Jahrgang 1950 wurde selbst im Schwarzwald geboren und unterrichtet seit 25 Jahren an einem Gymnasium in Ellwangen die Fächer Deutsch und Geschichte. Mit bewundernswertem Geschick versteht sie es, ein Geschichtsbuch des 20. Jahrhunderts zu schreiben, dass nicht nur Jugendliche fesseln wird. Damals wie heute haben junge Menschen geträumt und Vorstellungen von ihrem Leben gehabt. Damals wie heute sind sie an Barrieren und Grenzen gestoßen. Anders als damals haben junge Menschen heute jedoch ungleich mehr Chancen, Freiheiten, sie leben in Frieden und aufgehoben in einem gesellschaftlichen sozialen Netz.

Wie die Protagonistin auch werden die Leserinnen und Leser einen anderen Blick auf die Gegenwart und das eigene Leben gewinnen, wenn sie sich mit der Vergangenheit der Eltern und Großeltern näher beschäftigen. Dazu will das Buch auf spannende, nachdenkliche Weise anregen – so interessant kann Geschichte sein!

Felicitas Richter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ausgezeichnet als Buch des Monats September von der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.