Liebe Leserinnen und Leser,
»Markencheck im WDR« oder »Ausgeliefert! Leiharbeit bei amazon« haben es zur besten Sendezeit ins Fernsehen geschafft. Ich bin sensibel geworden und empöre mich. Wieder ist eine Fabrik in Bangladesch, die zu Hungerlöhnen und unter miserablen Bedingungen preiswert Kleidung herstellte, eingestürzt. Ich bin sensibel geworden und empöre mich. Ich weiß, dass mein Pro-Kopf-Verbrauch an Rohstoffen und Energie in Deutschland nicht global verträglich ist. Mein Lebensstil ist nicht globalisierbar. Ich bin sensibel geworden und bleibe ratlos.
Ratlos, weil mir der Widerspruch so bewusst ist zwischen meiner Einsicht und den Entscheidungen, die wirkliche Veränderungen einleiten. Ich ahne, dass es nicht ausreicht, als Einzelne bewusst einzukaufen, Verkäufer mit den Fragen nach der Herkunft von Produkten zu löchern, einen Weg durch den »Produktsiegel-Dschungel« zu suchen und mehr Fahrrad zu fahren. Ich ahne, dass mehr passieren muss. Es braucht gesamtwirtschaftliche Entscheidungen und die Erkenntnis:
Wenn das globale Gemeinwohl nicht gesichert werden kann, geht es allen schlechter.
Deshalb hat mich das Motto des diesjährigen Kirchentages in Hamburg stark angesprochen: Soviel du brauchst. Da ging es sicher auch um mein individuelles Leben und meine persönlichen Entscheidungen über meinen Lebensstil.
Aber da war auch das »Wir«, das gemeinsame Nachdenken, Erfahrungen austauschen, Ideen entwickeln, sich gemeinsam trauen zu denken, wie die Chancen auf ein würdiges Leben in der Welt gerecht verteilt werden können.
Und da war Hoffnung, die prophetische Vision, wie Gerechtigkeit und Solidarität aussehen kann. Ina Schubart»Ich kann nicht unter mehr als einem Feigenbaum sitzen,« hat Bischof Nick Baines in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst des Kirchentages gesagt. Jemandem gerecht zu werden braucht den Blick der Liebe – auf andere und auf sich selbst.
»Die Gerechtigkeit im biblischen Sinn hat ganz wache offene Augen für das, was ein Mensch braucht«, schreibt Ingo Baldermann in diesem Heft. Wie viel brauchst Du? Wie viel ist genug? Wie viel ist gerecht?
Machen wir uns mit unseren Schülerinnen und Schülern auf den Weg!
Ihre Folke Keden-Obrikat
Inhaltsverzeichnis
1 Editorial
Folke Keden-Obrikat
Titelthema
2 In Recht und Gerechtigkeit leben: Was schulden wir einander?
Franz Segbers
6 Ansichtssache
Das biblische Verständnis von Gerechtigkeit
Ingo Baldermann
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Unterrichtspraxis – Bausteine für den Unterricht
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8 Hauptsache preiswert?
Verantwortung für die Produktion wahrnehmen – eine fächerüber-
greifende Lernsituation im Bildungsgang Industrie am Berufskolleg
Folke Keden-Obrikat | Ulla von der Stein
11 M1.1 Hauptsache preiswert?
12 M1.2 Brief an »Handy-Profi«
13 M1.3 Brief an »Jeans-Profi«
+ M1.4 weitere Briefe: Kaffee-Profi, Papierprofi etc.
+ M1.5 Lehrerinfo: Materialien fächerübergreifende Lernsituation
+ M1.6 Checkliste: ethische Spielräume
+ M1.7 Bewertungsbogen Gruppenausstellung
+ M1.8 Feedback zur Lernsituation
14 Unser tägliches Brot gib uns heute
Soziale Gerechtigkeit im Personalwesen
Jasmin Schröter | Klaus Kimmerle
15 M2.1 Vermittlung von Arbeitskräften – einfach nur Routine?
16 M2.2 Arm und Reich – eine Frage der Entlohnung
+ Text zu M2.2: aus dem Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung
17 M2.3 Gerechte Entlohnung
+ Arbeitsblatt zu M2.3: Was Arbeit wert ist.
Reiche Manager, arme Krankenpfleger – ist das gerecht?
18 M2.4 Soll der Staat eingreifen?
19 Fair-Teilen – mit Lernjobs kompetenz-orientierte Lernprozesse
im BRU gestalten
Horst Kaufmann | Referendar/innen
22 M3.1 Lernjob 1: Faire Arbeit – fairer Lohn!?
+ zu M3.1: Lernjob "Faire Arbeit – fairer Lohn"
24 M3.2 Lernjob 2: FAIRteilungsgeRECHTigkeit am Beispiel Wasser
+ zu M3.2: FAIRteilungsgeRECHTigkeit Wasser
+ M3.3 Arbeitsblätter "Fair-Halten" in der Schöpfung
+ M3.4 Arbeitsblätter "Fair-Netzen"
+ M3.5 Lernjob Soziale Nachhaltigkeit
+ M3.6 Checkliste Lernarrangement „Fair-Teilen“
+ M3.7 AO Fair-Teilen
26 Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen –
wie Jungen bessere Noten bekommen
und Frauen eine steilere Karriere machen
Annette Schäfer-Roth
28 M4.1 Lebenslauf unter unterschiedlichen Bedingungen?
– Gender-Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft
29 M4.2 Die Familiengeschichte der Hansens
– oder: Lässt sich Ungerechtigkeit vermeiden?
+ M4.3 Zitatkarten
30 Was hat (m)ein Frühstück mit Gerechtigkeit zu tun?
Überlegungen und Anregungen für die Arbeit mit einer »Anfor-
derungssituation« im kompetenzorientierten Religionsunterricht
Ulrich Kämmerer
+ Was hat (m)ein Frühstück mit Gerechtigkeit zu tun? Überlegungen
und Anregungen für die Arbeit mit einer „Anforderungssituation“
im kompetenzorientierten Religionsunterricht
32 Propheten – Mahner der Gerechtigkeit
Ina Schubart
33 M5.2 Eine eigene Prophetenrede
34 M5.1 Aufgaben zu Amos und seiner Zeit
35 M5.3 Fragebogen zum Unterrichtsthema Amos
+ M5.4 Materialien Amos
36 Vertretungsstunde »Gott ist gerecht, oder nicht?«
Theologisieren, um Perspektiven zu wechseln
Martina Steinkühler
37 M6.1 Legebild: Was ist gerecht?
38 M6.2 Stationenkarten: Gott ist gerecht
39 M6.3 Aufgabenkarten: Gott ist gerecht
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Wissenschaft + Forschung
40 Der BRU – Qualitätsentwicklung am Beispiel der Praxisausbildung
von Religionspädagogen
Wilhelm Schwendemann | Jürgen Rausch
+ Literatur zum Artikel
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50 Bücher | Forum
AufGelesen
– Martin Walser: Über Rechtfertigung, eine Versuchung
Ina Schubart
– Niko Paech: Befreiung vom Überfluss
Klaus Kimmerle
– John Hattie: Lernen sichtbar machen
Annette Schäfer-Roth
– Jörgen Bruhn: Blicke hinter den Horizont
Georg Wagensommer
52 Impressum
Herausgeber | Trägerschaft | Redaktion | Bezugspreise | Vertrieb
U3 Spirituelle Momente
Anything goes!?
K. Peter Henn
Aktuelle Termine und Veranstaltungshinweise unter www.bru-portal.de
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