Zu diesem Heft
Die Forderung nach mehr "Spaß" am Lernen im Unterricht ist nicht neu: Eine emotional anregende "Motivationsphase", ansprechende Medien, Variation bei den Aktions- und Sozialformen sind pädagogischer Standard. Im BRU war und ist dies nicht nur in Lehrproben, sondern auch im Alltag jede Woche zu erleben. Denn nicht nur die Abwahl-möglichkeit setzt unter Druck, spannend, interessant und lebensnah zu unterrichten. Was ist also neu? Neu ist m.E., dass unter dem Druck von PISA der "output" an spezifisch neuen Leistungen gefordert wird, der nur mit mehr Lern-Lust zu erbringen ist - denn was die Lernpsychologie schon immer und die Lernbiologie mit manchmal banalen Erkenntnissen uns nahe legen, sind zwar Standards des Lernens weltweit, aber dass wir in Deutschland die-
se Standards nicht immer einhalten, liegt auf der Hand. Warum? Wohl deshalb, weil das universitäre und das alte gymnasiale Lernen immer noch die heimlichen Muster in den Köpfen vieler darstellen: Darbietung (frontal oder medial gestützt) und Aneignung durch bloße Rezeption. Durch die neuen Qualifikationsanforderungen im Beruf ist aber über das rein Fachliche hinaus flexibles, situations-, kommunikations-und problemlösendes Lernen gefordert. Der Arbeitnehmer mit bloßer Fachausbildung reicht eben nicht mehr. In computergestützten Arbeitsprozessen sind vernetztes Denken und Handeln notwendig.
Im Berufsbildenden Bereich aber war immer schon ein solches Lernen angesagt. Durch die Verzahnung mit der Praxis wurde die Theorie immer auch
anschaulich. Die Motivation der Auszubildenden war und ist höher, weil die Eigenverantwortung für den Abschluss aus mancherlei Gründen sehr hoch ist. Die Handlungsorientierung hat dies noch verstärkt, so dass die Berufsbildende Schule in dieser Hinsicht mal wieder vorne weg ist. Der BRU braucht sich da nicht zu verstecken: An wirklichen Lebenssituationen orientiert, problemorientiert und lebendig hat er ein Profil, das "modern" ist. Zusätzlich ist er wegen seines Traditionsbezugs aber emotional anders fundiert, auf Verständigung untereinander aus, kritischer zum Vorfindlichen und alternativischer in seinen Perspektiven. Wir wollen mit diesem Heft die vorhandene Lern-Lust unterstützen.
Dietrich Horstmann
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Heft
Dietrich Horstmann 2
Lernziel "Irritation"
Ein Gespräch mit Karlheinz A. Geißler 4
"Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen."
Den eigenen und fremden Gottesbildern nachgehen
Martin Autschbach 8
Unterricht einmal anders?
Annette Schäfer-Roth 22
Lernlust
zwischen Themenvielfalt, Methode, Struktur und Bildungsgang (BGJ)
Vier Elemente zur Förderung von lebendigen Lernprozessen
Dietrich Horstmann u.a. 26
Zum Lachen bringen Karikaturen als religionspädagogisches Medium
Evelyn Schneider 32
"In Russland machte Lernen mehr Spaß."
Ein Gespräch mit Anastasia Dermer / Nikolai Wacker 34
Genotopia
Alles nur ein Spiel?
Annette Schäfer-Roth 36
Forum
Ein Lotse wird 80! Karl-Theo Siebel
Dieter Böge 39
Schwarzbuch des DGB: Missstände in der Lehrlingsausbildung 40
Rezensionen 41
zu Klaus Kießling: Zur eigenen Stimme finden. Religiöses Lernen an berufsbildenden Schulen. Annette Schäfer-Roth
zu Reinhard Kahl:
Treibhäuser der Zukunft -
Wie in Deutschland Schulen gelingen.
Peter Cleiß
zu Wolfgang Dietrich:
Marburger Psalter. Lebensgesänge dieser Zeit.
Karl-Theo Siebel
Was ist mir wichtig im Leben?
Mit BBS-Schülerlnnen des RU am Schuljahresanfang systematisch ins Gespräch kommen
Dieter Böge 43