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Auf der anderen Seite des Meeres
Auf der anderen Seite des Meeres




Siobhan Dowd

Carlsen
EAN: 9783551581891 (ISBN: 3-551-58189-4)
320 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Februar, 2011

EUR 14,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Und ich war Solace - Solace, die unterwegs war und in den Nachthimmel hineinlief, den Daumen in der Luft, die Kippe in der Hand. Ich war auf dem Weg nach Irland, zu Mammy und dem grünen Gras. Ich wusste nicht genau, in welchem Ort sie wohnte, aber ich würde sie schon finden. Ganz bestimmt. Ich würde über die Irische See fahren, im feinen Nieselregen die irischen Hügel hinaufwandern und dabei literweise frische Lust in mich hineintrinken, genau wie Mammy es mir versprochen hatte. Niemand konnte mich aufhalten und ich lief und lief...

Unten knallte eine Tür.

Das Himmelshaus verschwand. Irland verschwand. Ich befand mich wieder in Tooting Bec, mit dem Schneegestöber draußen und der Stille drinnen.
Rezension
Auf der anderen Seite des Meeres - da liegt Irland, das grüne Land, in dem Holly ihre Kindheit verbrachte. Dort, das ist klar, wartet ihre Mutter auf sie.
Und die Vierzehnjährige will nichts wie weg: Der einfühlsame Betreuer im Heim hat gekündigt, ihre neuen Pflegeeltern sind bemüht, aber sie fühlt sich dennoch unverstanden, die neue Schule nervt. Holly findet eine Perücke, und mit ihr verwandelt sie sich in Solace, das Tschacka-tschacka-Girl. Solace bricht auf aus der Enge und macht sich auf den Weg in das Gelobte Land.
Unterwegs ist sie je nach Stimmung mal Holly, mal Solace. Und sie begegnet sehr verschiedenen Menschen: Chloe, die im Bus Tacitus Bemerkungen über das ferne Land Thule liest; Tony, der einen One-Night-Stand sucht, aber Holly vor die Tür setzt, als er feststellt, dass sie noch minderjährig ist; Phil, der Veganer, der ihr Würstchen spendiert. Die einzelnen Etappen ihrer Reise sind manchmal leicht, aber manchmal auch schwierig oder sogar gefährlich; Holly erlebt traurige, komische, glückliche, übermütige, beängstigende Momente.
Und immer wieder ergreift sie die Sehnsucht nach ihrer Mutter, nach Geborgenheit. Immer wieder steigen Erinnerungen an ihre Mutter auf: Zunächst schöne, z. B. als die Mutter dem kleinen Mädchen ihren Bernsteinring schenkt. Doch nach und nach kommen auch Erinnerungen hoch, die bis jetzt verschüttet und verdrängt waren. Sie muss erkennen, dass ihr Bild von der Mutter völlig falsch war. Damit bricht auch die Illusion des Glamour-Girls Solace zusammen: Sie wird wieder zu Holly.
Doch diese Holly ist gereift. Sie ist jetzt in der Lage, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen; sie kann auch ihre Pflegeeltern jetzt differenziert sehen und eine vertrauensvolle, tragfähige Beziehung aufbauen. Holly hat jetzt endlich einen Weg in ein neues Leben gefunden - die Initiationsreise ist geglückt, auch wenn sie Irland nicht betreten hat.

Dies ist das letzte Buch von Siobhan Dowd; es wurde erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Drei weitere Bücher hat sie geschrieben: "Ein reiner Schrei", "Der Junge, der sich in Luft auflöste" und "Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort", die alle im Carlsen Verlag erschienen sind. Alle Bücher beschreiben Außenseiter in ihrer schwierigen Lage; einfühlsam vermittelt Dowd dem Leser Verständnis. Wie die Protagonisten reifen und sich entwickeln, so erhält auch der Leser einen Anstoß zur Weiterentwicklung. Das alles aber indirekt und ohne erhobenen Zeigefinger, und so entsteht dank der differenzierten Charaktere, der abwechslungsreichen Handlung und der malerischen Sprache ein wahres Lesevergnügen für alle, die sich berühren lassen. Daher: Als Geschenk für junge Leser oder eben als Klassenlektüre zu empfehlen.

M. Houf, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine neue Schule, ein neues Zuhause. Eine neue Pflegefamilie, die es nur gut mit Holly meint und doch nichts versteht. Aber jetzt hat Holly genug davon. Sie packt ihre Tasche, tuscht sich die Wimpern, setzt die blonde Perücke auf und geht los. Einfach die Straße entlang, Richtung Meer. Denn auf der anderen Seite, in Irland, wo das Gras grün ist, wartet ihre Mutter auf sie. Und wenn sie die gefunden hat - das weiß Holly einfach -, dann wird endlich alles gut.
Inhaltsverzeichnis
S. 9 1 Am Fährhafen
S. 16 2 Aussicht auf Unterbringung
S. 25 3 Adieu, Templeton House
S. 29 4 Hallo, Mercutia Road
S. 35 5 Die Perücke
S. 41 6 Nennt mich Solace
S. 48 7 Noch mehr Bec-Dreck
S. 56 8 Untersetzer
S. 66 9 Solace auf dem Weg
S. 68 10 Das Bügeleisen
S. 76 11 Die U-Bahn
S. 81 12 London auf einem Silbertablett
S. 87 13 Das Mädchen im Bus
S. 99 14 Ein neuer Mensch
S. 107 15 Der Ort der toten Dinge
S. 115 16 Reucht nöcht
S. 123 17 Im Schutz der Dunkelheit
S. 125 18 Das Clone Zone
S. 135 19 Einäugiger Horror
S. 139 20 Bei Tony
S. 145 21 Der Traum auf der Treppe
S. 152 22 Spaziergang im Dämmerlicht
S. 157 23 Die Telefonzelle
S. 165 24 Die Emmy-Lou an der Schleuse
S. 174 25 Die A40
S. 179 26 Der vegane Fernfahrer
S. 187 27 Die Geburtstagsparty
S. 191 28 Malerisch
S. 199 29 In Devon
S. 201 30 Meldungen im Radio
S. 211 31 In den schwarzen Bergen
S. 220 32 Der Schweinetransporter
S. 231 33 Hundertvierundfünfzig Fahrzeuge später
S. 236 34 Der Biker
S. 242 35 Die Geisterstadt
S. 246 36 Der Fluchtwagen
S. 255 37 Carmarthen
S. 261 38 Der Bahnsteig
S. 268 39 Der Zug der Träume
S. 276 40 Eil dich, eil dich, Holly Hogan
S. 281 41 Am Hafen
S. 285 42 Der Frachtraum
S. 288 43 Im Himmelshaus
S. 294 44 Wieder im Frachtraum
S. 298 45 Stern von Killorglin
S. 307 46 Solace entschwebt
S. 309 47 Thule
S. 311 48 Straßenstaub

S. 318 Danksagung