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Anthropologie in Antike und Gegenwart Biologische und philosophische Entwürfe vom Menschen
Anthropologie in Antike und Gegenwart
Biologische und philosophische Entwürfe vom Menschen




Diego De Brasi, Sabine Föllinger (Hrsg.)

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495487006 (ISBN: 3-495-48700-X)
444 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2015

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Überlegung, was das spezifisch Menschliche ausmacht, prägte die antike Philosophie und Medizin und brachte vielfältige Diskussionen hervor: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Gibt es eine vom Körper unabhängige Seele? Wie ist das Verhältnis von Körper und Seele? Und welche Rolle spielt der Geist? Damit hing die Frage nach der Moralität des Menschen zusammen: Was macht die besondere moralische Stellung des Menschen aus? Wie entstehen Entscheidungen? Wie verhalten sich Egoismus und Altruismus zueinander? Diese Fragen zielen auf Probleme, die - unter den Prämissen eines geänderten Erkenntnisstandes - ganz aktuell sind. So beschäftigt sich die moderne Evolutionstheorie unter der Voraussetzung einer gemeinsamen Entwicklung mit dem Verhältnis von Mensch und Tier und mit der Stellung der menschlichen Moral. Die Genetik thematisiert die Frage nach der Abgrenzung von Kultur und Natur. Die Ergebnisse der Gehirnforschung haben zu einer neuen Diskussion über Materialität und Immaterialität kognitiver Prozesse und über die Existenz einer Willensfreiheit geführt. Der vorliegende Band vereint Beiträge aus der Klassischen Philologie, Philosophie, Biologie, Medizingeschichte und Wirtschaftswissenschaft, die anthropologische Entwürfe der Antike und der Moderne über die Fächergrenzen hinaus miteinander ins Gespräch bringen. Er will auch zeigen, dass biologische Aspekte nicht nur in modernen Diskussionen im Fokus stehen, sondern ebenfalls in antiken Diskursen eine wichtige Rolle spielten.

Mit Beiträgen von Johannes Breuer, Philip H. Crowley, Diego De Brasi, Sabine Föllinger, Francesco Fronterotta, Christian Illies, Brigitte Kappl, R. A. H. King, Evelyn Korn, Karl-Heinz Leven, Sabine Luciani, Francesca Masi, Jörn Müller und Arbogast Schmitt.
Rezension
Dieser Band präsentiert die Ergebnisse der Tagung "Anthropologie in Antike und Gegenwart. Biologische und philosophische Entwürfe vom Menschen", die vom 20. bis 22. Februar 2013 in Marburg/Lahn stattfand. Das Spezifikum des Menschen wurde in interdisziplinärer Perspektive ausgeleuchtet, ausgehend von Philosophie, Biologie und Medizin der Antike, wo bereits Probleme diskutiert werden, die heute neu aktuell sind, z.B. Körper-Geist-Problematik / Psychosomatik. Ein zentrales Problem bildet die Bedeutung des Begriffes psyché bzw. anima, der üblicherweise mit ‚Seele‘ übersetzt wird. ‚Seele‘ ist also auch in der Antike auch ein biologischer Begriff. Was aber macht den Menschen dann zum Menschen? Was ist die differentia specifica des Menschen, das ist eine entscheidene Frage aller Anthropologie. Was also unterscheidet Mensch und Tier? Diese Frage nach dem
spezifisch Menschlichen prägte die antike Philosophie, Biologie und Medizin in vielfältiger Weise. Da als spezifischer Unterschied in der Regel die besondere Erkenntnisfähigkeit angesehen wurde, stellte sich das Problem, auf welche Weise sie im Menschen verankert ist und welche Rolle der Körper spielt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Herausgeber:
Diego De Brasi ist Akademischer Rat auf Zeit am Seminar für Klassische Philologie der Philipps-Universität Marburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Platon, Philon von Alexandrien und die christliche Anthropologie in der Spätantike.
Sabine Föllinger ist Professorin für Klassische Philologie/Gräzistik an der Philipps-Universität Marburg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die antike wissensvermittelnde Literatur, die antike Philosophie sowie die antike und spätantike Biologie.
Inhaltsverzeichnis
Sabine Föllinger/Diego De Brasi
Einleitung 9

I. Der Mensch als ‚Naturwesen‘ und das Verhältnis von Körper und Geist

Francesco Fronterotta
Plato’s Conception of the Self. The Mind-Body Problem and its Ancient Origin in the Timaeus 35

Jörn Müller
Leib-Seele-Dualismus? Zur Anthropologie beim späten Platon 59

Sabine Luciani
L’homme et l’animal dans l’anthropologie cicéronienne 97

Karl-Heinz Leven
„Eine lächerliche Kopie des Menschen“ – der Affe in den Tierversuchen Galens 119

Sabine Föllinger
Das Denken als psychosomatischer Prozess in der antiken Medizin und Philosophie 139

II. Der Mensch als moralisches Lebewesen

R. A. H. King
Das menschliche Gute und der gute Mensch bei Platon 157

Brigitte Kappl
Das Tier in Dir. Menschliches Handeln und tierisches Verhalten bei Aristoteles 179

Francesca Masi
Memory, self and self-determination. The mind-body relation in Epicurus’ psychology 203

Christian Illies
Evolution und Menschenwürde. Lässt sich die evolutionäre Sicht des Menschen mit einer normativen Sonderstellung verbinden? 231

Philip H. Crowley
Human Evolution, Culture and the Balance between Individual and Social Learning 259

III. Der Mensch – Ein ‚Egoist von Natur aus?‘

Arbogast Schmitt
Gerechtigkeit bei Platon. Zur anthropologischen Grundlegung der Moral in der Platonischen Politeia 279

Evelyn Korn
Kooperatives Verhalten in der Ökonomik. Theorie und experimentelle Evidenz 329

IV. Entwürfe christlicher Anthropologie in der Spätantike

Johannes Breuer
Anthropologische Diskurse im lateinischen apologetischen Schrifttum 357

Diego De Brasi
Eine Neubewertung des Körpers. Anthropologie und Glauben in den Schriften zur menschlichen Natur des Nemesios von Emesa und Gregor von Nyssa 377

Bibliographie 397
English Abstracts 419
Stellenregister 427
Namenregister 439
Autorenhinweise 441