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Umschlagtext
Warum trägt der Teufel PRADA?
Ist der Wandel der Moden eine unvorhersehbare Laune der Kultur? Mitnichten, sagt Barbara Vinken, auch wenn wir, die diese Moden tragen, meist keine Ahnung davon haben, was wir tun, wenn wir uns anziehen. Modewandel hat System. Fragt sich nur, welches? Denis Scheck über »Angezogen«: »...eine unglaublich lehrreiche, amüsante und horizonterweiternde Lektüre!« Denis Scheck, ARD Druckfrisch, 15. Dezember 2013 Sobald eine Mode vergessen ist und damit nicht mehr altmodisch wirkt, kann sie zum letzten Schrei wachgeküsst werden. Man hat deswegen von der Tyrannei der Mode gesprochen, die aus dem Blauen heraus ihre Launen diktiert. Doch bei genauerer Betrachtung entpuppt sie sich als ein Spiel nach Regeln – und als ein differenziertes Zeichensystem im historischen Wandel. Im bürgerlichen Zeitalter ist Mode weiblich geworden, Männer kommen unscheinbar im Anzug daher. Doch das war nicht immer so. Heute ist der angeblich herrschende Trend der zum Unisex. Doch wenn sich Frauen wie Männer anziehen, ziehen sich dann beide gleich an? Rezension
Welchem System folgt die Mode? Dieses Buch entschlüsselt das differenzierte Zeichensystem der Mode und erläutert die Regeln der Modeepochen und des Modebetriebs. Warum z.B. geht heute der Trend zur Unisex-Mode (vgl. S. 146ff)? Und warum ist Mode heute wesentlich ein weibliches Phänomen, während früher auch Männer sehr mode-abhängig waren (vgl. "Wie die Mode aus der Männerwelt verschwand", S. 48ff)? Dieses Buch mit der eindrucksvoll-sensiblen und durchaus gesellschaftskritischen Widmung (vgl. Inhaltsverzeichnis) erläutert kulturelle Zusammenhänge, die den meisten von uns verschlossen bleiben bzw. nur unbewußt und unterbewußt wahrgenommen werden. Mode aber ist ein bedeutsames kulturelles Zeichensystem - auch in Mode(rne) und Postmode(rne). In der Tat handelt es sich um "Eine etwas andere Geschichte der Mode" (vgl. S.8ff) jenseits der flachen Mode-Epochen-Beschreibungen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Barbara Vinken ist Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie ist Gastkolumnistin in »DIE ZEIT«, »NZZ« und »CICERO« und häufig bei Gert Scobel zu Gast. Inhaltsverzeichnis
Gewidmet meiner Mutter und all den Textilarbeiterinnen, die in den verschiedenen Wellen des Ruins der europäischen Textilindustrie ihre Arbeit verloren haben und bis heute in der globalen Verlagerung der Ausbeutung zu Tode kommen.
1 Der Mode auf der Spur: Eine etwas andere Geschichte der Mode 8 Die neuen Beine der Frauen 9 Als die Herren noch Bein zeigten 14 »Ganz individuell«: Weiblichkeit versus Business 21 Unisex? Paradox, höchst paradox! 30 Eingekleidet: Korporationen 33 Fortschritt? 36 Trickle up, trickle down 44 2 Der große Bruch: Wie die Mode aus der Männerwelt verschwand und ein weibliches Laster wurde 48 Das Ende der alten Ordnung 49 König und Königin als Verkörperung kosmischer Ordnung 52 Dressing down: Philippe d’Orléans als Trendsetter einer neuen Zeit 56 Marie Antoinette: Modekönigin und Fashion Victim 62 Ausgestellte Weiblichkeit 69 3 Mode – modern 74 Natürlich deutsch 78 Der Orient im Herzen des Westens 80 Antimode: Dandys 85 Zukunftsweisend: Der Dandy und sein Amt 88 Dressed to kill: Gentlemen of Bacongo 95 4 Fremdraum: Die Welt im eigenen Haus 100 Eine orientalische Kolonie 103 Indifferent: A-Mode 104 Römische virtus, orientalischer Luxus 107 Rose Bertins Grand Mogol 110 Rousseaus Harem mitten in Paris 113 Giacomo Leopardi, Mode als Dekadenz pur 117 Baudelaires Eroskulte 118 Zolas babylonisches Paris 120 5 Die feinen Unterschiede und der kleine Unterschied 124 Simmel: Maske oder Kompensation? 125 Veblen: Industriekapitäne und Trophäengattinnen 129 Flügel: Was die Mode streng geteilt 134 Fuchs und Loos: Femina feminae lupa 140 Der feine Unterschied im kleinen Unterschied 144 6 Unisex oder Crossdressing? 146 Die Mode wird aus der Mode kommen 147 Puderkriege 149 Von der Arabeske zur Funktion: Sind Frauen die neuen Männer? 153 Sexy Unisex 158 Weiblichkeit an die Macht 160 Dressman 162 State of the Art: Michelle und Barack Obama 164 Oder Männer die neuen Frauen: Garçon chaton? 167 Adonis 172 7 Verrückter Westen 176 Zersetzt: Wie das Abendland aus dem Morgenland zurückkam 177 The Empire designs back 178 Wie die Jungs, Comme des Garçons 183 Rüsche und Reißverschluss 191 8 Körper statt Korporationen 194 Orientalismus pur: Tattoos und Stigmata 197 Theater der Grausamkeit: Alexander McQueen 201 Passion: Blumen des Bösen 206 Meta- und Anamorphosen: Verkehrter Pygmalion 210 9 Zeitzeichen 218 Zeuxis verkehrt: Zeit im Kleid 220 Mannequin: Entstaltetes Kleid 222 Fama: Marke als Makel 224 Zugeschnitten 225 Und ewig lockt der Orient 236 Anmerkungen 240 Bildnachweis 248 Literatur 249 |