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An den Grenzen der interkulturellen Bildung Eine Auseinandersetzung mit Scheitern im Kontext von Fremdheit
An den Grenzen der interkulturellen Bildung
Eine Auseinandersetzung mit Scheitern im Kontext von Fremdheit




Sabine Aydt

Transcript
EAN: 9783837628722 (ISBN: 3-8376-2872-8)
258 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Januar, 2015

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Interkulturelle Bildung verspricht, das Zusammenleben und -arbeiten unter den Bedingungen von Fremdheit und Migration zu erleichtern. Dennoch gibt es unlösbare Konflikte – und mehr Kulturwissen führt oft zu mehr Orientierungslosigkeit. Droht das Scheitern dieses Bildungsansatzes? Kann interkulturelles Lernen Erfahrungen des Scheiterns integrieren?

Zur Reflexion der Praxis greift Sabine Aydts transdisziplinärer Essay eine Reihe von Denkmodellen auf – vom Schiffbruch über die Tragödie zum Eindringling. Die Auseinandersetzung mit Krisen im Kontext von Fremdheit eröffnet so den Blick auf unerwartete Wege zu einem anderen, spielerischen Ansatz kulturellen Lernens durch Erfahrung im »Übergangsraum« (D.W. Winnicott).

Sabine Aydt (Mag.a iur. Dr. phil.) arbeitet an kulturwissenschaftlichen Themen, lehrt und berät zu Interkulturellen Kompetenzen und Migrationsgesellschaft. Sie ist Mitbegründerin des Bildungsnetzwerks NIC – Networking Inter Cultures.
Rezension
Im ersten Halbjahr 2014 haben Medienberichten zufolge rund 100.000 Flüchtlinge versucht, von Afrika aus über das Mittelmeer Europas Küsten zu erreichen. - Interkulturelles Lernen, interkulturelle Bildung und interkulturelle Pädagogik gelten nicht selten als Schlüssel zur Lösung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Hier setzt dieser Essay kritisch ein: Was kann interkulturelle Bildung wirklich leisten und wo kommt interkulturelle Bildung an ihre Grenzen? Denn mehr Kulturwissen führt oft auch zu mehr Orientierungslosigkeit. Droht das Scheitern dieses Bildungsansatzes? Und: Kann interkulturelles Lernen Erfahrungen des Scheiterns integrieren? Die Autorin favorisiert alternativ einen spielerischen Ansatz kulturellen Lernens durch Erfahrung im »Übergangsraum« nach D.W. Winnicott: Lernen durch Erfahrung in Übergangsräumen (vgl. S. 231ff). Die These der Autorin lautet: Wenn man erfahren kann, wie man sich in einem Terrain bewegt, das durch Fremdheit und Unsicherheit geprägt ist, hätte man im Feld der Interkulturalität schon sehr viel Kompetenz gewonnen. Dieser Essay bietet eine kritische Reflexion interkultureller Bildung aus der Perspektive einer Praktikerin. Er beschreibt die Erfahrung des Fremdseins, die Angst vor dem Scheitern und das Wagnis, beides kritisch zu durchdenken.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Interkulturalität, Lernen, Scheitern, Grenze, Spiel, Migration, Fremdheit, Bildung, Bildungstheorie, Pädagogik

Adressaten:
Interkulturelle Pädagogik, Philosophie, Psychologie, Soziologie, Anthropologie, Migrationsforschung sowie integrationspolitische Akteur_innen und Berater_innen, interkulturelle Trainer_innen und Personen mit Migrationserfahrung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 9
Einleitung | 11

1. Interkulturelle Bildung als Problem | 15

1.1 Das Feld interkultureller Bildung | 15
1.1.1 Das Praxisfeld | 15
1.1.2 Das theoretische Feld | 18
1.1.3 Die Praxisreflexion | 21
1.2 Das Problem interkulturellen Lehrens | 27
1.2.1 Was ist der Gegenstand interkulturellen Lehrens? | 27
1.2.2 Was ist das Ziel interkulturellen Lehrens? | 35
1.2.3 Welches Wissen kann interkulturelle Bildung vermitteln? | 38
1.3 Die interkulturelle Erfahrung als Problem | 42
1.3.1 Wer macht eine interkulturelle Erfahrung? | 42
1.3.2 Was passiert bei einer interkulturellen Erfahrung? | 47
1.4 Das Problem des Lernens im Kontext von Interkulturalität | 51
1.4.1 Wie geht interkulturelles Lernen vor sich? | 52
1.4.2 Welche Wirkungen hat interkulturelles Lernen? | 60
1.4.3 Welche ethischen Voraussetzungen hat interkulturelles Lernen? | 64
1.4.4 Was sind interkulturelle Kompetenzen? | 68
1.5 Bedingungen und Möglichkeiten interkultureller Bildung | 73

2. Der Ansatz | 79

2.1 Interkulturelle Bildung als Spiel der Heilung | 86
2.2 Interkulturelle Bildung als Spiel des Scheiterns | 88

3. Der Ort der Wissenschaft | 91

3.1 Den Gegenstand beschreibbar machen | 91
3.2 Mit einem lebendigen Gegenstand umgehen | 94
3.3 Einen Weg gehen | 100
3.3.1 Auf den Spuren Wilfred Bions: Lernen durch Erfahrung | 100
3.3.2 Auf den Spuren Otto F. Bollnows: Erkenntnis durch Erfahrung | 107

4. Das Spiel mit Kultur und Scheitern | 125

4.1 Interkulturelle Erfahrungen machen | 126
4.1.1 Begegnung und Befremdung | 126
4.1.2 Modelle finden | 132
4.2 Scheitern kennenlernen | 137
4.2.1 Ein Umweg: zurück zu den Definitionen | 138
4.2.2 Formen des Scheiterns | 143
4.2.3 Scheitern als Tabu | 145
4.3 Scheitern in Modellen denken | 150
4.3.1 Der Schiffbruch | 151
4.3.2 Die Tragödie der Kultur (Georg Simmel) | 158
4.3.3 Das Paradies und Freuds Urhorde | 162
4.3.4 Die griechische Tragödie | 166
4.3.5 Die Geburt der Tragödie (Friedrich Nietzsche) | 167
4.3.6 Übergangsobjekt und Übergangsraum (Donald W. Winnicot) | 173
4.3.7 Wege der Kreativität (Heinrich Popitz) | 177
4.3.8 Katastrophische Veränderung (Wilfred Bion) | 182
4.4 Der Kampf gegen das Scheitern | 188
4.4.1 Im Wechselspiel | 188
4.4.2 Der Eindringling (Jean-Luc Nancy) | 191
4.4.3 Der Fremde Blick (Herta Müller) | 195

5. Von den Modellen zum Modellieren | 201

5.1 Erfahrung mit dem modellhaften Denken der interkulturellen Erfahrung | 201
5.1.1 Schiffbruch und Zuschauer | 202
5.1.2 Die Vertreibung aus dem Paradies | 203
5.1.3 Unschuldig schuldig | 204
5.1.4 Rausch und Traum | 205
5.1.5 Der Urwiderspruch | 207
5.1.6 Kreatives Eindringen | 207
5.1.7 Das Spiel | 208
5.1.8 Der Sprung | 209
5.1.9 Container/Contained | 210
5.2 Ein anderer Blick auf die Praxisreflexion | 211

6. Ein Modell für kulturelles Lernen durch Erfahrung | 217

6.1 Von der Kultur zur kulturellen Kontaktschranke | 217
6.2 Gibt es ein interkulturelles Lernen ohne Interkulturalismus? | 224
6.3 Was kann und soll in interkultureller Bildung gelehrt und gelernt werden? | 228
6.4 Lernen durch Erfahrung in Übergangsräumen | 231
6.5 Der Vorhang fällt | 235

Literatur | 239
Dank | 255