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Als der Mensch die Kunst erfand Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb
Als der Mensch die Kunst erfand
Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb




Nicholas J. Conard, Claus-Joachim Kind

Theiss
EAN: 9783806235630 (ISBN: 3-8062-3563-5)
192 Seiten, hardcover, 24 x 28cm, September, 2017

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Höhlen der ältesten Eiszeitkunst - Weltkulturerbe



Vor mehr als 40.000 Jahren breitete sich der moderne Mensch nach Europa aus. Funde, die sich dem Homo sapiens zuordnen lassen, machte man auch auf der Schwäbischen Alb, vor allem in Höhlen in Ach- und Lonetal. Hier hat man die weltweit ältesten Nachweise figürlicher Kunst entdeckt. Berühmt sind die Venus vom Hohle Fels als älteste Darstellung eines Menschen (einer Frau!) und der Löwenmensch aus der Stadel-Höhle, ein Mischwesen aus Mensch und Löwe. Gefunden hat man außerdem die bislang weltweit ältesten Musikinstrumente: Flöten aus Mammutelfenbein und Vogelknochen.

Was erzählen uns die Funde über die Menschen und ihre Lebensweise? Nicholas J. Conard und Claus-Joachim Kind, beide Archäologen und Grabungsleiter, entführen den Leser in die eiszeitliche Welt, zeigen und erklären die großartigen Funde.



Mit einem Grußwort von Winfried Kretschmann und Vorworten von Bernd Engler und Claus Wolf. 2017. 192 S. mit etwa 160 farb. Abb. und 4 Kt., Glossar und Bibliogr., 24 x 28 cm, geb. mit SU. Theiss, Darmstadt.
Rezension
Warum erfreuen sich große, oftmals dunkle Hohlräume, begrenzt durch anstehendes Gestein großer Beliebtheit bei jung und alt? Mit anderen Worten, worin liegt die Faszination oder das Geheimnis der Höhlen? Die natürlichen Schutz-, Wohn-, Lager-, Grab- oder Kulturorte ermöglichen dem Besucher beispielsweise eine Reise in die Vergangenheit oder rufen in ihm das Gefühl des Einklangs mit der Natur hervor.
Sechs Höhlen der Schwäbischen Alb inklusive ihrer Landschaftsensembles und ihrer Eiszeitkunst wurden am 9.7.2017 von der UNESCO in die Reihe der Weltkulturerbestätten aufgenommen. Nach dem „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ von 1972 sind nun drei Höhlen des Achtals zwischen Schelklingen und Blaubeuren (Hohle Fels, Sirgenstein, Geißenklösterle) und drei Höhlen des Lonetals bei Öllingen, Asselfingen und Niederstotzingen (Bocksteinhöhle, Stadel-Höhle, Vogelherd) samt ihrer Kunstwerke „aus geschichtlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Gründen von außergewöhnlichem universellem Wert“. In diesen archäologischen Stätten der Schwäbischen Alb wurden nach bisherigem Forschungsstand die weltweit ältesten plastischen Kunstwerke gefunden, geschnitzt aus Mammut-Elfenbein, nämlich u.a. der 31,1cm große „Löwenmensch“ vom Hohlenstein, ein 3,6cm langes Mammut und ein 4,8cm langes Wildpferd vom Vogelherd, die „Venus vom Hohle Fels“, die vielleicht älteste Frauendarstellung und Menschenfigur, sowie ebenfalls vom Hohle Fels ein 3,6cm langer Pferdekopf, ein 4,7cm langer Wasservogel und ein 2,6cm hoher „Mini-Löwenmensch“. Zudem enthielten die Eiszeithöhlen die ältesten noch existierenden Musikinstrumente der Erde, nämlich Flöten aus Mammutelfenbein und Vogelknochen. Diese Artefakte mit einem Alter von ca. 40.000 Jahre belegen, dass die damaligen Menschen in Mitteleuropa bereits in der archäologischen Kulturstufe des Aurignacien „kulturelle Modernität“(Conard) entwickelten, d.h. Kunst, Musik und Religion besaßen, wodurch sich der Homo sapiens, der vernunftbegabte Mensch, neben körperlichen Merkmalen vom Neandertaler unterscheidet. Zu besichtigen sind die eiszeitlichen Kunstwerke im Original und in Repliken im Archäopark Vogelherd, Landesmuseum Württemberg (Stuttgart), im Museum und Schloss Hohentübingen (Tübingen), im Museum Ulm und im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren, abgekürzt „urmu“.
Der Faszination dieser Höhlen und ihrer einzigartigen Artefakte wird sich niemand entziehen können, der in dem opulent illustrierten Text-Bild-Band „Als der Mensch die Kunst erfand. Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb“ blättert und liest. Verfasst wurde er von wissenschaftlich ausgewiesenen Experten, nämlich von dem Tübinger Archäologieprofessor Nicholas J. Conard, der auch wissenschaftlicher Direktor des Baubeurener „urmu“ ist, und von Claus-Joachim Kind, dem Referenten für Steinzeitarchäologie beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, der zudem Grabungen im Lonetal leitete. Das schöne Buch, 2017 im Theiss Verlag erschienen, einem Imprint der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, ist nicht nur eine Art Ausstellungskatalog mit zahlreichen, sehr guten Fotografien der dezentral präsentierten archäologischen Funde, sondern enthält zugleich eine Einführung in die Eiszeit und die Menschheitsentwicklung sowie in die wissenschaftlichen Methoden der Eiszeitarchäologie. Aufgrund der lesenswerten historischen und methodologischen Kontextualisierung der Fundstücke, die in archäologischen Darstellungen oftmals zu kurz kommt, bietet das Werk - in Verbindung mit den auch für Laien verständlich geschriebenen Texten - hervorragendes „Cognitainment“(Han).
Der prächtige Text-Bild-Band zum Jungpaläolithikum richtet sich nicht nur an Archäologinnen und Archäologen, Historikerinnen und Historiker, Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker, sondern auch an Lehrkräfte, die in Baden-Württemberg Geschichte, Biologie, Geographie, Bildende Kunst oder Musik unterrichten. Die Eiszeithöhlen und Museen der Schwäbischen Alb bilden einen idealen außerschulischen Lernort für fächerübergreifenden Unterricht. Ihr Besuch und die Auseinandersetzung mit ihren figürlichen Kunstwerken leisten in mehrfacher Hinsicht einen Beitrag zur kulturellen Bildung der Schülerinnen und Schüler. So wird etwa ihr Geschichtsbewusstsein gefördert und philosophisch gesehen das Bewusstsein für die eigene Endlichkeit geweckt. Die sehens- und lesenswerte Darstellung kann außerdem allen Höhlen-Interessierten und Touristen empfohlen werden, welche die Schwäbische Alb anhand prägender Kulturdenkmäler erkunden möchten. Das Werk "Als der Mensch die Kunst erfand" ist die beste mediale Einladung, die beeindruckenden Höhlen - auch mit Kindern - zu besuchen und die Eiszeitkunst in den Museen zu bestaunen. Manche der eiszeitlichen Lebensräume sind jederzeit öffentlich zugänglich wie der Sirgenstein mit seiner 30m langen Kuppelhalle, andere können nur zu bestimmten Zeiten besichtigt werden wie die Vogelherdhöhle im ausgedehnten Archäopark oder der Hohle Fels mit seiner beeindruckenden, 30m hohen Höhlenhalle.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Vor mehr als 40.000 Jahren breitete sich der moderne Mensch nach Europa aus. Funde, die sich dem Homo sapiens zuordnen lassen, machte man auch auf der Schwäbischen Alb, vor allem in sechs Höhlen in Ach- und Lonetal, die Weltkulturerbe sind. Hier hat man die weltweit ältesten Nachweise mobiler Kunst entdeckt. Berühmt sind die Venus vom Hohle Fels als älteste Darstellung eines Menschen (einer Frau!) und der Löwenmensch aus der Stadel-Höhle, ein Mischwesen aus Mensch und Löwe. Kunstvolle kleine Plastiken aus Mammutelfenbein bilden die eiszeitliche Tierwelt ab - Mammut, Wisent, Pferd, Höhlenlöwe und Höhlenbär, einen Wasservogel im Flug. Gefunden hat man außerdem die bislang weltweit ältesten Musikinstrumente: Flöten aus Mammutelfenbein und Vogelknochen. Was erzählen uns die Funde über die Menschen und ihre Lebensweise? Nicholas J. Conard und Claus-Joachim Kind, beide Archäologen und Grabungsleiter, entführen den Leser in die eiszeitliche Welt, zeigen und erklären die großartigen Funde.

Mit einem Grußwort von Winfried Kretschmann und Vorworten von Bernd Engler und Claus Wolf. 2017. 192 S. mit etwa 160 farb. Abb. und 4 Kt., Glossar und Bibliogr., 24 x 28 cm, geb. mit SU. Theiss, Darmstadt.
Inhaltsverzeichnis
7 Grußwort von Winfried Kretschmann
8 Vorworte von Bernd Engler und Claus Wolf
11 Einleitung
14 Eisige Zeiten – Klima im Wandel
16 Wie kommt es zu einer Eiszeit
17 EXTRA – Eine Katastrophe mit Folgen
18 Die Würm- oder Weichsel-Eiszeit
19 Kaltzeiten und Warmzeiten
23 Tiere und Pflanzen
28 Der Mensch kommt ins Spiel: Jäger – Sammler – Künstler
30 Out of Africa
32 Der Neandertaler
33 Out of Africa 2
34 Jäger und Sammler
37 Wildbeuter vs. Sammler
41 Die Steinzeit
41 Stein als Material – und Namensgeber
43 Die Menschen der Altsteinzeit
46 EXTRA – Eiszeitjäger
48 Verwendung von Symbolen
50 Geheimnisvolle Orte – Die Höhlen der Schwäbischen Alb
53 Wie entstanden die Höhlen der Schwäbischen Alb?
55 Die Geburtsstunde der Höhlenarchäologie
57 Höhlen mit Eiszeitkunst
60 EXTRA – Grabungstechniken im Wandel
62 Weltzweit einzigartig – Die Funde aus dem Lonetal
67 Der Vogelherd
67 Zufallsfund anno 1931
70 Illegale Schatzsucher
72 Nadeln im Heuhaufen
73 Rieks Funde
74 Das Vogelherdpferd
76 Die Löwen
79 Der Bison
79 Ein Mensch?
80 Mammute
81 Raubgrabungen und jüngere Funde
84 Der „Vogelherd“-Zoo
86 Geheime Botschaften oder einfach nur Schmuck?
88 Flötenspiel
91 Der Hohlenstein
95 Die vielen Splitter – ein Sensationsfund!
97 Jüngere Grabungen
97 Die Stadel-Höhle im Detail
99 EXTRA – Virtuell durch die Höhle fliegen …
100 Der Löwenmensch
104 EXTRA – Männlein oder Weiblein?
105 Menschliche Skelettreste und eine besondere Entdeckung
106 Die Bocksteinhöhle
112 Aurignacien am Bockstein
114 Die älteste Frauenfigur – Die Höhlen im Achtal
116 Der Hohle Fels
118 Zerstörungswut – und die Rettung
120 Jedes Jahr ein neuer Sensationsfund
120 Der Pferdekopf
122 Ente oder Gans?
124 Der Mini-Löwenmensch
125 Eine „Venus“ mit Kultstatus
129 Die Kunstgeschichte neu schreiben?
131 Steinzeitklänge
134 EXTRA – Experimentelle Archäologie
136 Wissen vs. Spekulation
137 Der Sirgenstein
138 Pionierarbeit
140 Die Funde und Befunde
143 Das Geißenklösterle
144 Neandertaler und Neuankömmlinge
149 Kleinkunst im Geißenklösterle
152 Höhlenmalerei in Schwaben?
153 Flötenbau im Aurignacien
158 Früheste Kunst und Musik – Die Bedeutung der Funde aus den Albhöhlen
160 Wie alt sind die Funde?
161 Methoden der Datierung von Funden
162 Die „Donaukorridor-Hypothese“
163 Die Ursprünge der Kunst
164 Schwäbische Besonderheiten
165 Stark durch Innovation und Anpassungsfähigkeit
168 Was bedeuten die Kunstwerke aus dem Ach- und dem Lonetal?
170 Die Musikinstrumente aus den schwäbischen Höhlen
172 UNESCO-Welterbe – Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb
175 Grundrisse der sechs Albhöhlen auf der UNESCO-Welterbeliste
176 Die Welterbekriterien
178 Die Welterbeliste der UNESCO
180 Anhang
182 Weiterführende Literatur
185 Glossar
189 Bildnachweis
190 Tipps für die Besichtigung
192 Wie dieses Buch entstand