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Alexander von Humboldt Der Preuße und die neuen Welten
Alexander von Humboldt
Der Preuße und die neuen Welten




Rüdiger Schaper

Siedler-Verlag
EAN: 9783827500748 (ISBN: 3-8275-0074-5)
288 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, März, 2018

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von Tegel in die Welt und zurück: Humboldt, Preuße und Entdecker



»Alexander von Humboldt ist 57 Jahre alt, er ist weltberühmt und pleite und muss nach Berlin zurück.« So beginnt Rüdiger Schapers Biographie des großen Universalgelehrten, die einen neuen Blick auf diese welthistorische Figur gewährt. Aus der Perspektive der letzten Jahrzehnte, die Humboldt, nach seinen Entdeckerjahren in Übersee und einem halben Leben in Paris, nun weitgehend in der ungeliebten preußischen Heimat verbringt, lässt Schaper dieses Forscherleben Revue passieren. Er widmet sich den Reisen und den mächtigen Schriftwerk auch dem weithin verborgenen Privatleben - und dem preußischen Erbe, das Humboldt zeitlebens geprägt hat. Ein Lesevergnügen und ein großes Bildungserlebnis.
Rezension
Alexander von Humboldt – ein modernes Universalgenie
Geograph, Klimatologe, Geologe, Botaniker, Zoologe, Astronom, Altamerikanist, Weltreisender, Schriftsteller, Naturphilosoph, Kulturanthropologe, Künstler – dieses alles zugleich war Alexander von Humboldt (1769-1859). Der Kosmopolit, Demokrat, Gegner der Sklaverei gilt zurecht als modernes und wahrscheinlich letztes Universalgenie. In seinem Oeuvre spiegelt sich seine bestimmte Weltanschauung wider, genauer seine metaphysische Sichtweise auf die Welt: „Alles ist Wechselwirkung.“, heißt es 1803 in Humboldts mexikanischen Reisetagebuch. Der Naturforscher kann als erster Vertreter eines transdisziplinären Wissenschaftsprogramm angesehen werden, von „Humboldtian Science“ oder „Vernetzungswissenschaft“ spricht der Humboldt-Forscher Ottmar Ette. Bis zur Jahrtausendwende stand Alexander von Humboldt im deutschsprachigen Raum eher im Schatten seines Bruders Wilhelm von Humboldt, dem Sprachwissenschaftler, Philosophen, Bildungstheoretiker und preußischen Staatsmann. In Mittel- und Südamerika, Frankreich und Russland dagegen wurde Alexander von Humboldt schon zu Lebzeiten als weltberühmter Gelehrter verehrt. Durch bibliophile Neuausgaben zentraler Werke von ihm, wie zum Beispiel seinen „Ansichten der Natur“(1807/1849) oder seinem Hauptwerk „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“(1845-1862) sowie dem im „Bertelsmann Verlag“ veröffentlichten Bestseller von Andrea Wulf „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“(2016) wurden Leben und Werk des großen Naturforschers in den letzten Jahrzehnten der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Erneut eine Biographie zu Alexander von Humboldt vorzulegen, erfordert neben Zeit für mehrjährige Recherchen besonderes Fokussierungs- und Formulierungsgeschick, zumal wenn eine bisher wenig beachtete Perspektive auf das Genie herausgearbeitet werden soll. Dieses ist Rüdiger Schaper, Leiter des Kulturessorts beim Berliner „Tagesspiegel“ und Autor mehrerer literaturgeschichtlicher Bücher, mit seinem lesenswerten Werk „Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten“, erschienen im „Siedler Verlag“, gelungen. Der Journalist liefert zwar keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem Naturforscher, legt aber in seiner Darstellung den Akzent darauf, das Verhältnis zwischen Humboldts Aufbrüchen in die "neuen Welten" und seinem Verhaftet-Sein an das preußische Berlin auszuleuchten. Das Pendeln des Kosmopoliten zwischen den neuen Bewegungsräumen und seiner preußischen Heimat wird durch den Journalisten anschaulich unter Verwendung einer allgemein verständlichen Sprache verdeutlicht, so dass der Leser einen guten Zugang zum "Kosmos" Humboldts erhält.
Schapers flüssig geschriebenes Buch kann aufgrund seiner sinnvollen Fokussierung auf wesentliche Stationen und zentrale Erkenntnisse Humboldts als Einführung in Leben und Werk dieses Gelehrten nur zur Lektüre empfohlen werden. So wird die von Daniel Kehlmann durch seinen Bestseller "Die Vermessung der Welt"(2005) popularisierte Charakterisierung von Humboldt als Mess-Künstler von Schaper korrigiert zugunsten einer Sichtweise von Humboldt als Universalgenie und "frühen Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts". Der Kulturjournalist liefert also nicht nur eine Biographie, sondern kommentiert auch in angemessener Form unterschiedliche Deutungen des Naturforschers. Um sich über den einen oder anderen Aspekt der Humboldt-Forschung ein eigenes Urteil bilden zu können, hätte sich der geneigte Leser Nachweise zu den Ausführungen und Zitaten gewünscht. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Geographie oder Biologie werden durch das Buch Schapers angeregt, sich im Unterricht dem bisher in der Schule vernachlässigten Universalgenie Alexander von Humboldt anhand seiner Biographie und seiner Schriften zu nähern, sich zum Beispiel im Kontext von Naturphilosophie und Geoökologie mit seinen „Ansichten der Natur“ auseinanderzusetzen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Von Tegel in die Welt und zurück: Humboldt, Preuße und Entdecker

»Alexander von Humboldt ist 57 Jahre alt, er ist weltberühmt und pleite und muss nach Berlin zurück.« So beginnt Rüdiger Schapers Biographie des großen Universalgelehrten, die einen neuen Blick auf diese welthistorische Figur gewährt. Denn aus der Perspektive der letzten Lebensjahrzehnte, die Humboldt, nach seinen Entdeckerjahren in Übersee, nun weitgehend in der ungeliebten preußischen Heimat verbringt, lässt Schaper dieses Forscherleben Revue passieren. Er widmet sich dessen Reisen ebenso wie seiner schillernden Persönlichkeit und spürt dabei auch dem preußischen Erbe nach, das ihn zeitlebens begleitet hat. Und hier, in der preußischen Heimat, zieht Humboldt Bilanz: Hier wird er Geist und Materie, Natur und Geschichte, Wissenschaft und Kunst und die eigenen Reiseabenteuer in ein universelles System überführen.