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Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann Mit einem Vorwort
von Rupert Neudeck
Afrika wird armregiert
oder Wie man Afrika wirklich helfen kann


Mit einem Vorwort

von Rupert Neudeck

Volker Seitz

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423247351 (ISBN: 3-423-24735-5)
220 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2009

EUR 14,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Plädoyer für eine radikale Änderung der Entwicklungspolitik

17 Jahre war der deutsche Diplomat Volker Seitz auf Posten in Afrika, zuletzt als Botschafter in Kamerun. Er hat die Ergebnisse der Entwicklungspolitik sehr genau vor Ort beobachten können. Er plädiert für eine radikale Veränderung dieser Politik. Er plädiert dafür, auf bombastische Konferenzen, Workshops, Tagungen zu verzichten und stattdessen auf die Gedanken der Afrikaner und Afrikanerinnen zu hören, die wissen, was für ihre Länder gut ist: Das Business der Barmherzigkeit muss gestoppt werden, den Herrschaftscliquen muss die Kontrolle über den Geldfluss entzogen werden.

»Es gibt viele Bücher über das Scheitern dessen, was wir mit einem falschen Wort Entwicklungshilfe nannten. Dieses Buch gibt dem Gebäude den letzten Stoß. Nach seiner Zerstörung muss etwas ganz anderes aufgebaut werden.« Rupert Neudeck .



Originalausgabe

Deutscher Taschenbuch Verlag www.dtv.de



Afrika ist nicht nur ein Kontinent der Kriege, Krankheiten und Katastrophen, sondern auch ein Kontinent voll gewaltiger Ressourcen und reicher Kulturen, der von freundlichen, dem Leben zugewandten Menschen bewohnt wird. In den ärmsten Ländern sind die Menschen oft am heitersten. Es ist eine Heiterkeit am Rande des Abgrunds, denn viele leben und sterben unter verheerenden wirtschaftlichen und hygienischen Verhältnissen. Ein Ende ist nicht in Sicht, solange die korrupten Eliten vom Stamm derWa Benzi, sogenannt nach der sehr beliebten Automarke, in ihrer Ausplünderungsmentalität weiterhin ohne jede Verantwortung regieren und unbekümmert die Ressourcen verschwenden können, weil dieser Missbrauch für sie keine Folgen hat.

»Schützenhilfe erhält Seitz sogar aus Afrika: Der kenianische Ökonom James Shikwati und seine sambische Kollegin Dambisa Moyo stimmen der Grundsatzkritik zu... Beide fordern, die Entwicklungshilfe komplett abzuschaffen. Die Zahlungen machten Afrika auf Dauer abhängig.« Rheinischer Merkur



Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig, unter anderem bei der EU in Brüssel und in mehreren Ländern Afrikas. Von 2004 bis zu seinem Ruhestand 2008 war er Leiter der Botschaft in Jaunde, Kamerun.




Rezension
Dieses Buch übt in pointiert-einseitiger Weise Fundamentalkritik an Entwicklungshilfe; diese helfe nur korrupten Eliten, mache die Empfänger abhängig und schade in der Summe mehr als sie nutze. Der Autor fordert, wenn überhaupt, dann eine strikte Erfolgskontrolle der Entwicklungshilfeprojekte sowie eine Art Rechnungshof. Außerdem emphiehlt der Autor die Auflösung des Entwicklungshilfeministeriums und Eingliederung in das Auswärtige Amt: Entwicklungshilfe im Dienst der Außenpolitik. - Das dürfte wohl auch nicht zu Lösung sein: die Verbindung des Guten mit dem Zweckmäßigen. Aber immerhin stellt das Buch den Status Quo grundsätzlich in Frage und bringt damit vielleicht Bewegung ins Denken und in verkrustete Strukturen ...

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Volker Seitz, Jahrgang 1943, war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig, unter anderem bei der EU in Brüssel und in mehreren Ländern Afrikas, und von 2004 bis zu seinem Ruhestand 2008 Leiter der Botschaft in Jaunde / Kamerun.

Entwicklungshilfe wird reichlich gegeben. Sie wird als gute Tat nicht infrage gestellt. Das gilt auch für die Arbeit von Hilfsorganisationen. Doch die traurige Wahrheit ist, dass diese Art von Hilfe den wichtigsten Mechanismus zerstört, der langfristig die Armut beseitigen kann: die Entwicklung eines kompetenten, unbestechlichen und den Interessen der Bevölkerung dienenden Staatsapparates. Ein Ende ist nicht in Sicht, solange die korrupten Eliten vom »Stamm der Wa Benzi«, so genannt nach der sehr beliebten Automarke, in ihrer Ausplünderungsmentalität ohne jede Verantwortung regieren und unbekümmert die Ressourcen verschwenden können, weil dieser Missbrauch für sie keine Folgen hat. Die Gelder fließen ja weiter. Nach 17 Jahren als Diplomat in Afrika plädiert Volker Seitz dafür, dieser schädlichen Art der Unterstützung ein Ende zu machen und völlig neue Wege zu gehen.

Pressestimmen
»Volker Seitz' Buch gibt einen aktuellen Überblick über die Lage in Afrika. Erst wenn es gelingt, die strukturellen Voraussetzungen für den Aufbau funktionsfähiger afrikanischer Volkswirtschaften zu schaffen, wird sich mittelfristig auch das westliche Bild von Afrika ändern und der wirtschaftliche und kulturelle Reichtum des schwarzen Kontinents jene Würdigung erfahren, die er schon immer verdient hat.« www.kulturbuchtipps.de, 15.7.09

»... die Art und Weise, wie Seitz die Lage schildert und Möglichkeiten aufzeigt, die derzeitige Lage zu ändern, macht dieses Buch zu einem wertvollen Sachbuch über Afrika ... Wer Afrika liebt oder sich für den Kontinent interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Fundiert und exakt beobachtet. Ein Plädoyer für Afrika.« Freiberger Bücherbär, 15.7.09

»Seine jahrelangen Berufserfahrungen in afrikanischen Ländern, die wir Entwicklungsländer nennen, haben ihn angesichts des menschlichen Leides der Armen, der hemmungslosen Kleptokratie der Eliten und des großen Chaos der Gesellschaften weder zum Zyniker noch zum Ideologen gemacht. Das ist so selbstverständlich nicht. Es ist anstrengend, klare Sicht zu behalten, sachlich zu argumentieren und sogar kluge Änderungen vorzuschlagen bei so viel himmelschreienden Ungerechtigkeiten ... Er schaut scharf hin, denkt kühl nach und beschreibt luzide die politischen Unzulänglichkeiten. Dort und bei uns. Und er schlägt längst überfällige Reformen vor - nicht nur dort, sondern erst recht für uns. Sein Buch ist ein ›Muss‹ für alle, die sich wenigstens noch ein bisschen um den fast vergessenen Rest der Welt kümmern.« Sepp J. Wölker (Botschafter a.D.), 9.7.09

»Sein Buch ist ein wahrer Einblick in UNSERE westlichen Grenzen und Begrenzung. Es gibt nicht nur viel zu viele Hilfswerke, NGOs, sondern auch keine Koordination zwischen Ländern und Diplomaten, keinen Austausch in Europa. Wie soll er dann in Afrika stattfinden.« Al Imfeld, Swiss-African Centre, Juli 2009

»›Immer wieder finden sich Eskimos, die den Afrikanern sagen, was sie zu tun haben‹, zitiert der Autor zu Beginn S. J. Lec. Ein Eskimo ist Volker Seitz, der 17 Jahre als deutscher Diplomat in Afrika war, zwar nicht. Trotzdem plädiert er für eine ganz andere Form von Entwicklungshilfe ... Interessant!«, Ran, 1.7.09

»... ein wichtiges Buch, durch und durch nachvollziehbar und spannend geschrieben. Es hebt sich damit deutlich von vielen Sachbüchern ab. Seitz bezieht sein Wissen nicht allein aus Fachliteratur und Podiumsdiskussionen. Er hat in Afrika gelebt und er hat dort mit Marktfrauen, Bauern und Politikern gesprochen. Obwohl das Buch beim Lesen sehr wütend auf die ignoranten Eliten macht, macht der Autor auch Hoffnung. Er sagt, dass und wie es besser geht.« NDR, 6.7.09

»... ein lesenswerter Diskussionsbeitrag in einer seit lange schwelenden Debatte.« orf.at, 2.7.09

»In vielen Ländern sei den Parlamenten die Dimension ihrer Rohstoffvorkommen und des Handels gar nicht bekannt, korrupte Machthaber wirtschafteten in eigene Taschen, der Mangel an Rechtsstaatlichkeit werde subventioniert, sagt Volker Seitz. Am Verdienst eines Menschen hänge in Afrika das Überleben von durchschnittlich zehn weiteren, dabei müsse unser Interesse doch eigentlich sein, deren Situation tatsächlich zu verbessern, um die Fluchtbewegung in den Griff zu bekommen. Volker Seitz kritisiert die mangelnde Kontrolle und Wirkungsprüfung, er sagt, es sei falsch, dass es keine Motivation zum Aufbau einer eigenen Entwicklungshilfe gäbe und dass hierzulande Entwicklungshilfe zum Einkommensmarkt, zum Beruf vieler Hunderttausender geworden sei.« hr online, 24.6.09

»Der langjährige Diplomat Volker Seitz richtet das Augenmerk auf Afrika und warnt in seinem Buch davor, korrupte Eliten und Regierungen weiterhin mit Geld indirekt zu unterstützen. Vielmehr müssten kompetente und unbestechliche Staatsapparate aufgebaut werden, fordert der Experte.« mz-web.de, 29.1.09

Zitiert und als Lesetipp angegeben innerhalb des Artikels ›Internationale Zusammenarbeit – Berliner Beziehungskrise‹ von Astrid Prange in Rheinischer Merkur, 9.04.2009

Leserstimmen
14.07.2009 Jürgen Haushalter:
Engagiert und eindeutig ergreift Afrikaliebhaber Volker Seitz Partei für die in Armut lebenden Menschen auf dem afrikanischen Kontinent. Ohne Tabus liest er den verantwortungslosen Dauerpräsidenten afrikanischer Staaten die Leviten. Ebenso prangert er die unheilvolle Allianz der westlichen Entwicklungshilfeindustrie mit den Eliten der Nehmerländer an. Seine Beobachtungen resultieren aus einem vor Ort angehäuften, 17-jährigen Erfahrungsschatz im höheren diplomatischen Dienst. Über die Vorschläge Seitz's zu einer radikalen Neuausrichtung der unglaubwürdigen Entwicklungspolitik kann man streiten, aber diese mit vielen Fakten angereicherte, schonungslose Dokumentation ist ein Muss für alle, die den Irrgarten der Entwicklungshilfe durchblicken möchten. Das Buch ist im richtigen Moment erschienen, hat doch US-Präsident Barack Obama jüngst in Ghana die afrikanischen Missstände überraschend massiv kritisiert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Rupert Neudeck 13
Einführung 21
Kritik der reinen Unvernunft 33
Der Kolonialismus ist nicht die Ursache des Elends ... 35
Wettlauf der Wohltäter 40
Irrgarten Entwicklungshilfe 43
Wenn Hilfe lahmt 47
Afrika ernst nehmen 51
Budgethilfe 54
Entschuldungsinitiative 61
Potemkinsche Dörfer 64
Behauptungen in Politik und Medien 68
Prinzip Verantwortung 73
Das Chefproblem 75
African Ownership 81
»Babysitting Africa« 85
Korruption 90
Mehr Waffen als Wasserhähne 94
»Big Oil« 96
Fußball 99
Demokratie und Marktwirtschaft 102
Entwicklungshindernisse 105
Menschenrechtsverletzungen 107
Mangelndes Zeitgefühl und Ineffizienz 110
Verschwendung und Missbrauch der Ressourcen 113
Migration, »Brain drain« und
vernachlässigte Hochschulbildung 115
Energieversorgung 120
Verkehrswege und Infrastruktur 123
Zensur und Pressefreiheit 125
Kapitalflucht und Schattenwirtschaft 128
Landflucht und Elendsviertel 130
Umweltverschmutzung und Müll 132
Krank in Afrika 134
Die Verharmlosung von AIDS 137
Sklaverei 140
Diskriminierung und mangelnde Solidarität 142
Fehlende Zusammenarbeit der
afrikanischen Länder 145
Die Wahrnehmung Afrikas im Ausland 148
Lehrstoff Entwicklungshilfe 151
Archäologie der Entwicklungshilfe 153
Entwicklungshilfe als Beruf 155
Die Entwicklungshilfeindustrie 157
Die UNO als globale ABM-Maßnahme 161
Die Afrika-Politik des
»Entwicklungslandes« China 164
Ein Rechnungshof für Entwicklungshilfe 168
Was muss sich ändern? 171
Entwicklungspolitik muss ein Bestandteil
der Außenpolitik werden 173
Die Landwirtschaft muss unterstützt werden 176
Die kleinen Leute müssen durch Kleinkredite
gefördert werden 179
Die Frauen müssen gefördert werden 181
Friedenseinsätze müssen professioneller
organisiert werden 185
Die Hochschulbildung muss verbessert werden 187
Die Kultur Afrikas muss einen anderen
Stellenwert bekommen 189
Wir müssen die Länder unterstützen,
die eine gute Regierungsführung haben 192
Wir müssen auf zukunftsorientierte
Partnerschaften setzen 195
Sechs Wahrheiten zur Entwicklungspolitik 197
Abkürzungsverzeichnis 203
Begriffserläuterungen 204
Literaturhinweise und Internetadressen 208
Personen-, Landes- und Ortsregister 216