Liebe Leserin,
lieber Leser!
Mit dem Zentrum des christlichen Glaubens ist es wie mit manchem historischen Stadtzentrum: im Laufe der Jahrhunderte oft bis zur Unkenntlichkeit verbaut, die unterschiedlichen Zufahrtsstraßen und -gassen unübersichtlich, BeifahrerInnen, die maulen, dass es da eh nix zu sehen gibt und angesichts unvermuteter Wege und Plätze die bange Frage: Ist mein Navi eigentlich noch aktuell? – Auferstehung! Wer glaubt denn sowas?
Das von Matthias Bahr und Peter Orth besorgte Heft führt umsichtig in dieses Zentrum. Die Beiträge von Markus Beile und Manfred Köhnlein machen deutlich, wie sehr der Sprache als dialektischem »Differenzmarker« hier Bedeutung zukommt: Was ist gesagt? Was ist gemeint? Wer sagt es wie? Was schwingt noch mit? Die Auferweckung Jesu und die Auferstehung der Toten sind theologisch streng voneinander zu scheiden und doch engstens miteinander verknüpft: als Hoffnung der Menschen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Was es dazu christlich, aber auch jüdisch und islamisch zu sagen gibt, finden Sie in diesem Heft ebenso wie praktische Vorschläge für Zugänge zum Thema in Schule und Gemeinde, die vor allem auf eine ästhetische und symbolische Vermittlung setzen.
Der folgende Heftteil dokumentiert mit zwei Beiträgen von Sonja Strube und Ottmar Fuchs die religionspädagogische Jahrestagung des dkv in Leipzig 2016, die sich angesichts aktueller politischer Herausforderungen programmatisch den neutestamentlichen Aufruf zur Wachsamkeit zum Titel gewählt hatte: »›Seid wachsam!‹ (1 Kor 16,13). Zum politischen Potenzial religiöser Bildung«. Eine instruktive Entfaltung des politischen Potenzials religiöser Bildung bietet dabei der Grundlagenartikel von Judith Könemann, den wir diesem Schwerpunkt vorangestellt haben.
Nur scheinbar weit entfernt von solchen Überlegungen zur gesellschaftlichen und politischen Wirksamkeit des christlichen Glaubens ist der Beitrag unseres Blickpunkts Katechese, in dem Stephan Trescher Körperkompetenz als liturgische Kompetenz vorstellt, markiert er doch so die Beziehung zu Gott als eine unmittelbar die »ganze« Person in ihren elementaren Leib- und Weltbezügen betreffende Beziehung, von der schon die mittelalterliche Auferstehungshoffnung spricht. So schließt sich nicht
nur der Themenkreis dieses Heftes …
Rita Burrichter
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
AUFTAKT
Markus Beile
84 Auferstehung als Sprachereignis
Über Sprachspiele, Schematisierungen und mythopoetische Rede.
REFLEXION
Manfred Köhnlein
87 »Und es erschien ihnen, als wär’s Geschwätz (Lk 24,11)
Zu den Auferstehungserzählungen der Evangelien.
Elżbieta Adamiak
94 »Die Hoffnung bleibt wach …«
Eine dogmatische Orientierung zur Auferstehungshoffnung.
Elhadi Essabah
99 Tod und Auferstehung im Islam
Der Jüngste Tag als Ziel der Auferstehung.
Susanne Talabardon
102 Auferweckung in der jüdischen Tradition
Von den Alt-Israeliten über Maimonides bis zur heutigen Praxis.
Eva Stögbauer-Elsner
104 Bilder über das Un-Erzählte
Der eine schwebend, der andere ächzend: Meister Franckes und Matthias Grünewalds »Auferstehung Christi«.
PRAXIS
Tanja Liedtke/Stefan Schwarzmüller
110 Auferstehung deuten mit Kopf, Herz und Hand
Die verschiedenen neutestamentlichen Texte erleichtern den SchülerInnen den individuellen Zugang.
Judith Distelrath
113 »In einem Haus aus Licht«
Symbolgeleitete Annäherungen an die Auferstehungsbotschaft in der Sekundarstufe.
Jan Heiner Schneider
120 Auferstehung – Thema im Unterricht
Anregungen für eine provozierende Botschaft im offenen darauf Zugehen.
Franz Günther Weyrich
125 Auferstehung im Film
Filme der letzten Jahr(zehnt)e kurz vorgestellt.
Roland Müller / Internetportal katholisch.de
128 Akzent Generationengespräche
»Die Liebe der anderen fühlen«.
130 Gefunden und notiert
Das politische Potenzial religiöser Bildung
Judith Könemann
132 Zum politischen Potenzial religiöser Bildung
Die politische Verantwortungsübernahme wird aus dem christlichen Glauben heraus begründet.
Sonja Angelika Strube
138 Gemeinsinn als Tiefendimension religiöser Bildung
Impulse nach Hannah Arendt.
Ottmar Fuchs
144 Prophetische Wachsamkeit
Zwischen Gnade und Notwendigkeit.
Stephan Trescher
148 Im Blick: Katechese
Liturgie und Körperkompetenz.
154 Bücher
158 Auslese
160 Impressum
Praxisbeilagen
Praxis RU Primar 1/2017
Immer diese Jungs – Konzept eines Religionsunterrichts, in dem jedes Kind zu seinem Recht kommt.
Praxis RU Sekundar 1/2017
Maria Magdalena – Botin der Auferstehung: Biografisches Lernen anhand einer biblischen Frauengestalt.